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Mobil mit Holz

Fahrradrahmen als Gesellenstück
Mobil mit Holz

Die Ideen für das Thema eines Gesellenstückes können vielfältigen Ursprungs sein. Sebastian Bopp aus Tübingen hat sein Hobby – Mountainbiking – in seinem Abschlussstück konsequent umgesetzt – allerdings nicht, ohne vorher die ein oder andere Hürde nehmen zu müssen.

Autor: Heinz Fink

So manche Idee für das Gesellenstück entsteht relativ zeitnah zur Fertigung, sodass es für die Entwicklung und das notwendige Feintuning des Entwurfes oft recht knapp wird. Nicht so beim Gesellenstück von Sebastian Bopp: Als engagierter Mountainbiker ging er mit seiner Idee schon etwa ein Jahr vor Abschluss seiner Ausbildung „schwanger“. In dieser Phase testete er zahlreiche Räder, nahm deren Maße und Proportionen ab, zeichnete und experimentierte herum – auf der Zielgeraden zum „perfekten“ Fahrradrahmen.

Durch seinen Sport zwar gewohnt, auf holprigen Pfaden unterwegs zu sein, stoppte ihn auf dem Weg zum Gesellenstück jedoch erst einmal ein scheinbar unüberwindbarer „Brocken“: Die Prüfungskommission lehnte seinen Entwurf ab. Erfüllt ein Fahrradrahmen, trotz erkennbarer, hoher Ansprüche an die Entwicklung- und Fertigung, doch die Prüfungsanforderungen auf den ersten Blick nicht. Danach sollte das Gesellenstück, neben anderen Anforderungen, mindestens einen klassisch geführten Schubkasten und ein drehbares Teil in Form einer Klappe oder Tür haben. Darüber hinaus müssen Beschläge eingelassen und Funktionsteile gangbar gemacht werden.
Nach längerer Diskussion und mit Unterstützung seines Ausbildungsbetriebes, der Echaz Schreinerei in Kirchentellinsfurt bei Tübingen, konnte der Prüfungsausschuss doch noch zur Genehmigung bewegt werden. Unter der Auflage, einen zusätzlichen Korpus zu fertigen, der mit Tür und Schubkasten die Anforderungen an die Prüfungsordnung erfüllt, war diese Hürde genommen. Der Korpus gilt nun als Präsentationsmöbel für den Fahrradrahmen! Der quaderförmige Korpus ist außen mit echtem Steinfurnier belegt und rundum auf Gehrung gearbeitet. Im Inneren findet sich ein klassisch auf Nutleisten geführter, offen gezinkter Schubkasten mit Schloss. Soweit die Pflicht.
Das Kernstück – und für Sebastian Bopp das eigentliche Gesellenstück – stellt jedoch der schlichte, funktional gestaltete Fahrradrahmen aus Esche dar. Zwei unterschiedlich geformte Teile aus schichtverleimten Starkfurnieren bilden zusammen mit den Steuer- und Tretlagerklötzen aus geschichteten HPL-Vollkernplatten und den hinteren Radaufnahmen aus Edelstahl den geschlossenen Rahmen. Zur Verstärkung der Schichtverleimung ist zwischen die mit Kunstharz verleimten Eschefurniere Carbongewebe eingelegt. Zur exakten Verleimung diente dabei eine auf der CNC-Maschine hergestellte Form- und Gegenform. Beide Formteile bilden im hinteren Teil zur Aufnahme des Hinterrades eine Gabelung.
Zur Lagerung der Vordergabel bzw. des Gabelschaftes hat Bopp acht Schichten, je 10 mm starke HPL-Vollkernplatten ebenfalls mittels Kunstharz zu einem soliden Klotz verklebt. Dieser verbindet das obere und untere Rahmenteil im vorderen Bereich und ist zusätzlich zur Verklebung mit den Holzteilen durch Edelstahlstifte gesichert.
In gleicher Weise ist die Tretlageraufnahme aus HPL aufgebaut, der Biegung des unteren Rahmenteils angepasst und eingeklebt worden. Zur Sicherung der Sattelstütze dient ein auf dem Lagerklotz sitzender, gedrechselter Zapfen mit zwei Gummiringen, auf den das pulverbeschichtete Aluminiumrohr aufgesteckt wird. Dieses Rohr durchdringt das obere Rahmenfries in einer schrägen Bohrung und nimmt später den Sattel auf.
Verbindendes Funktionsteil
Ein interessantes Detail hat der Junggeselle auch für die Aufhängung des Hinterrades entwickelt. Die Enden der vier dünn auslaufenden Rahmenteile sind tief eingeschlitzt und nehmen die aus massivem Edelstahl gefrästen Aufnahmebleche, auch Ausfall-Enden genannt, auf und verbinden so den Hinterbau des Rahmens. Zur kraftschlüssigen, aber jederzeit lösbaren Befestigung dienen je Rahmenende zwei Hülsenmuttern aus Edelstahl. Ihr Endfinish und damit einen ausreichenden Oberflächenschutz erhielten die hölzernen Rahmenteile durch die mehrfache Behandlung mit Hartöl.
Die noch fehlenden Komponenten, wie Räder und Bremsen, Vordergabel und Lenker, Schaltung und Trettechnik, will Sebastian Bopp, der inzwischen als Modellschreiner bei einem Kfz-Entwickler arbeitet, in den kommenden Wochen zusammen haben. Dann steht einer ersten Jungfernfahrt mit seinem fertigen Mountainbike aus Holz nichts mehr im Wege. Unter Umständen wird ja der ein oder andere Schreinerazubi, dem er zufällig auf seinen Fahrten begegnet, auch zu einem gewagten Entwurf inspiriert. Auch wenn solch ein Blick über den Tellerrand den Traditionalisten im Schreinerhandwerk vielleicht ein Dorn im Auge ist. I
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