1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Praxis- und Kollegentipps » Zu Gast beim Kollegen »

Ehrliches Handwerk

Schreinerei Meier setzt auf traditionelle Fertigungsmethoden
Ehrliches Handwerk

Die Schreinerei Meier aus Lichtenau-Immeldorf bei Nürnberg baut schon seit 125 Jahren Fenster und Haustüren aus Holz. Die Geschäftsführung besteht aus den beiden Brüdern Peter und Gerhard Meier – selbstbewusste Franken und gestandene Mannsbilder. Den Kunden- und Aufgabenschwerpunkt stellt dabei das Einfamilienhausgeschäft dar und seit 2007 auch der Denkmalschutz.

Rainer Hardtke

„Den Betrieb hat der Urgroßvater schon 1898 gegründet und 2001 habe ich ihn übernommen. 2002 ist dann mein Bruder Gerhard mit eingestiegen. Jeder von uns kann alles, was der andere kann. So können wir uns jederzeit vertreten. Trotzdem hat auch jeder sein Spezialgebiet, was er besonders gern mag. Meins ist die Werkstatt, mein Bruder Gerhard kanns gut mit dem Computer “, betont Inhaber Peter Meier.

Die Schreinerei Meier hat schon immer Fenster und Türen hergestellt, immer für Kunden im näheren oder etwas weiteren Umfeld, da wo man sich kennt und wo die Mund-zu-Mund-Werbung bestens funktioniert. Qualität setzt sich einfach durch: „Unsere Produkte haben das CE-Kennzeichen und erfüllen die gültigen KfW-Anforderungen. Somit sind die Produkte von der Ausführung mit Wettbewerbern vergleichbar. Wir haben immer wieder Aufträge, die andere oder größere Betriebe günstiger herstellen können als wir. Aber viele Kunden möchten das Fenster, die Tür von uns haben, weil sie wissen, dass sie für ihr Geld ehrliches Handwerk bekommen und ein Produkt, was im besten Fall ein Leben lang hält“, sagen die Brüder unisono.

Flexibilität ist im Bauelementebau gefragt

Den Schwerpunkt stellt dabei das Einfamilienhausgeschäft dar. 2007 hat man sich in das Segment Denkmalschutz eingearbeitet. Als Folge daraus, bietet Meier bei Fenstern eine große Auswahl mit den Bautiefen 56 (Denkmalschutz), 68, 78, 88 und sogar 96 mm in Holz-Alu an. Bei den Haustüren sind es die Bautiefe 68 mm (Denkmalschutz) und neuerdings auch 78 mm. Auf Wunsch könne man auch 88 mm anbieten. Beim Holz vertrauen die Brüder auf heimische Eiche. Aber auch sibirische Lärche kommt zum Einsatz. Türdämmungen finden nicht bei allen Meier-Türen Einzug. Die Massivholztüren benötigen keine Dämmung und bei den Rahmentüren würden im abgeplatteten Bereich Nuten eingefräst, in die eine Styroporplatte eingesetzt wird. „Beim Denkmalschutz haben die Wände schlechtere Energiewerte als die neue Tür“, so Peter Meier.

Bei den Beschlägen vertraut man schon lange auf Roto, wegen der vielen Sonderteile. Außerdem ist der Händler um die Ecke in Ansbach. Bei den oft überschweren Holztüren setzt man auf Simonswerk. Werden antike Beschläge benötigt, beziehen sie diese von Ventano oder Schörghofer. Beim Oberflächenfinish setzt man auf Adler und Kreidezeit.

Die Schreinerei Meier hat aber auch keine Scheu vor Kunststofffenstern. Die einbaufertigen Fenster aus Veka-Profilen beziehen sie über einen Händler. Kunststofftüren mögen die Meiers eher weniger. „Die lebt halt nicht“, sagt Peter Meier und eilt rüber zu seinem Privathaus, in das er gerade eine Holzhaustür eingebaut hat: „Geschrubbte Oberfläche mit Altholz vom Nachbarn.“

So stellt Meier heute etwa 70 % Holzfenster, 20 % Holz-Alu und 10 % Haustüren her. Die Haustüren werden zu 95 % selbst gebaut, nur bei ca. 5 % werden Rohlinge von Variotec eingesetzt. Und Elektronik? „Einen Fingerscanner an einer Denkmalschutztür haben wir bisher noch nicht verbaut. Die würden eher von privaten Kunden angefragt“, so Peter Meier.

Gefertigt werden die Elemente, neben vielen Handwerkzeugen, mit einer Kreissäge von Altendorf, einer Format4- Fräse, dem älteren Zapfenschneider von Kölle, einer Hoffmann-Tischfräse, einer Ott-Breitbandschleifmaschine und einem Vierseitenhobelautomat von SCM.

Kreativität an der Haustür

Bei den Haustürentwürfen orientiert man sich an den von Kunden mitgebrachten Vorlagen oder Fotos der alten Haustür. Gibt es keine Ideen, werden eigene Vorschläge gemacht oder die Meiers fahren mit dem Kunden die nähere Umgebung ab und schauen sich die selbst gefertigten Türen an. Die Entwürfe zeichnet Gerhard Meier – natürlich – von Hand auf Papier. Keine CAD-Software? „Nein, die benutzen wir nur, um unsere Rechnungen zu schreiben, Lexware. Das war’s“, so Gerhard.

Verzapfte Sprossen und Kernholz-Wissen

Stellt sich die Frage nach einer handwerklich aufwendigeren, aber stabileren Lösung und einer einfachen, aber günstigen Variante, beantwortet Schreinerei Meier die immer mit der nachhaltigen Lösung. Dazu der Inhaber: „Ich weiß, dass man Sprossen viel einfacher herstellen kann. Kommt aber bei uns nicht infrage. Schauen Sie hier, ich kann das Fenster bequem an der Sprosse halten, ohne dass es knackt oder sich etwas tut. Sprossen werden bei uns verzapft und an der Seite eingestemmt. Und mal ganz ehrlich, so viel mehr Aufwand ist das auch nicht, wenn man es beherrscht. Aber es ist viel stabiler!“ Nebenbei erklärt der erfahrene Schreiner, warum das Kernholz nach außen muss: „Die langen Jahresringe arbeiten mehr als die Kurzen. Deshalb kommen die Risse von außen, von den langen Jahresringen im Holz. Und deshalb muss das Kernholz, dass innere mit den kurzen Jahresringen nach außen zur Wetterseite. Das schützt das Holz ganz natürlich vor der Witterung.“ Wenn dieses Wissen und andere Kenntnisse des Schreiners verloren gingen, mutiere man mit der Zeit zum Monteur oder sogar nur mehr zum Händler. Deshalb müsse das Wissen weitergegeben werden. Aber wir hatten nur zwei Auszubildende in den letzten zehn Jahren,

an uns geht der Fachkräftemangel auch nicht vorüber. Wie andere auch, suchen wir händeringend Nachwuchs. Deshalb macht auch die Massivholzzuschnitte der Chef noch selbst. „Wir leben das Schreinerhandwerk“, ergänzt Gerhard“, so wie ich hier in der Werkstatt stehe, mit meinen Arbeitsklamotten, sitze ich vorm Computer und fahre ich auch zum Kunden. Für die Kunden scheint das völlig in Ordnung zu ein, vielleicht erwarten sie das sogar?“ Zu den meisten Kunden pflegen die Meiers einen fast schon freundschaftlichen Kontakt, wenn nicht sogar mehr.

Der Autor wird eingeladen, sich eine besonders gut gelungene Denkmalschutztür in einem alten Hof in der nähreren Umgebung anzusehen. Bewohnt wird der Hof von einem Moderator des Bayerischen Rundfunks mit seiner Familie. „Grüß Gott“, sagt der Moderator und eilig weiter „kommt ihr bitte rein, ich habe gleich ne Videokonferenz. Peter, würdest du mal bitte die Zwillinge füttern?“ Und schon hat Peter Meier einen der Zwillinge auf dem Schoß und das Milchfläschchen in der Hand. Ach so geht Kundenbindung?! Peter Meier denkt nach: „Wir lassen uns kaum Aufträge unterschreiben. Vielleicht ist das nicht klug, aber es funktioniert bestens!“ Und Kunden, bei denen man noch nicht zum Kaffee, Grillen oder Geburtstag eingeladen war? „Nicht viele“, grübelt Gerhard.

Mund-zu-Mund-Werbung entwickelt sich und geht ebenfalls mit der Zeit. „Facebook übernimmt heute ein Stück weit diesen Dialogs“, sagt Gerhard Meier, „Das Schöne ist, dass wir da ein wenig mitspielen können. Wir stellen selbstverständlich mit Genehmigung der Kunden Arbeitsfortschritte ein und zeigen den Kunden, wie weit wir gerade mit der Produktion sind. Oder wir senden den Kunden Fotos über andere Messengerdienste. Die Kunden freut’s und andere beachten es auch, das sehen wir an den Kommentaren dazu. Anschließend gibts Nachfragen zu eigenen Problemen oder echte Anfragen.“

Casa Kaiensis und der Waldkindergarten

Einmal haben die Meiers dann doch ihren 50-km-Radius verlassen, um ein ganz besonderes Projekt aufzubauen – „märchenhafte Holzhäuser“ von Casa Kaiensis für den Waldkindergarten in Siegburg bei Köln. „Wir sind Partner von Casa Kaiensis und erhielten darüber die Anfrage aus Siegburg“, erinnert sich Gerhard Meier.

Ein einzigartiges Projekt in ganz Europa, sagt Casa Kaiensis und meint damit den nach eigenen Aussagen „ersten märchenhaften Waldkindergarten auf dem Kontinent“. Vorher gab es dort die Kindertagesstätte „I-Tüpfelchen“ mit einer Waldkindergartengruppe, die sich in einem grauen Behelfscontainer am Waldesrand. Abhilfe kam dann vom Stadtkämmerer von Siegburg, der sich an ein kleines Unternehmen aus Herford, Casa Kaiensis erinnerte. Der neue Waldkindergarten der Ende 2019 fertiggestellt wurde, wirkte mit seiner windschiefen und verspielten Optik eher wie ein verwunschenes Dorf inmitten des Waldes. Realisiert wurde das Projekt von der Kreisstadt Siegburg in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland. Die Baukosten der Anlage samt Erschließung und Ausstattung lagen bei rund 600 000 Euro. Das Land NRW bezuschusste die Maßnahme mit einem Betrag von 539 100 Euro.

Neben dem Haupthaus gibt es drei kleine Nebengebäude, unter anderem eine Werkstatt inklusive Brennofen für kleine Töpferkunstwerke. Das Hauptgebäude wurde in seiner Grundstruktur und technischen Ausstattung von Handwerksbetrieben aus der Umgebung errichtet. „Casa Kaiensis“ zeichnete für die Dacheindeckung, Lieferung von Fenstern und Türen, plus Außenfassade verantwortlich.

Die Fenster und Türen kamen dabei von der Schreinerei Meier: „Das war mal ein toller und ganz anderer Auftrag“, sagen beide Brüder, „wir sind morgens in aller Frühe dort hingefahren und haben den ganzen Tag gearbeitet. Übernachten und morgens wieder ran. Am Abend des zweiten Tages sind wir dann glücklich und müde nach Hause gefahren.“

Schreinerei Meier

91586 Lichtenau

www.facebook.com/schreinerei.meier.7


Der Autor

Rainer Hardtke beschäftigt sich seit rund 30 Jahren mit den Werkstoffen Holz, Glas und Kunststoff.

Herstellerinformation
BM-Gewinnspiel
Herstellerinformation
BM-Titelstars
Herstellerinformation
Im Fokus: Vernetzte Werkstatt

Herstellerinformation
Im Fokus: Vakuumtechnik
Herstellerinformation
BM auf Social Media
BM-Themenseite: Innentüren
Im Fokus: Raumakustik
_6006813.jpg
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

BM Bestellservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der BM Bestellservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum BM Bestellservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des BM Bestellservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de