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Schreinermeister Thomas Brett hat die Nachhaltigkeit im Blick

Schreinermeister Thomas Brett hat die Nachhaltigkeit im Blick
Klassisches Handwerk trifft Zukunft

Dass Nachhaltigkeit und moderne Fertigung sich gegenseitig nicht ausschließen, beweist Thomas Brett. Der Schreinermeister will seinen Betrieb in Lauf an der Pegnitz zukunftsfähig halten. Solarpanels und energiesparende Technik in und um die Fertigung gehören für ihn selbstverständlich dazu.

BM-Redakteurin Regina Adamczak

Neben dem Empfangstresen vorne im Eingangsbereich leuchtet eine digitale Anzeige, die minütlich zeigt, wie viel Strom die Solaranlage auf den Dächern der Gebäude gerade produziert. Thomas Brett geht täglich daran vorbei und winkt ab: „Solarenergie zu nutzen, ist ja heute schon fast eine Selbstverständlichkeit“, sagt er. Genauso wichtig ist ihm, seine Fertigung zukunftsfähig und damit auch nachhaltig aufzustellen. Denn: Dass Nachhaltigkeit und moderne Fertigung sich gegenseitig nicht ausschließen, ist für den Schreinermeister seit Langem klar. Und so fährt hinten im Maschinenraum ein Greifer ruhig das chaotische Plattenlager ab, platziert die Platte auf der horizontalen Plattensäge, nebenan fräst die CNC-Maschine Aussparungen für Verbinder und Fachbodenträger, im Lackierraum glänzt das Metall von Zuluftdecke und Wärmerückführung von der Decke. 25 Mitarbeiter hat die Brett Einrichtung GmbH. Da muss es laufen – auch in der Fertigung.

Solarmodule sind selbstverständlich

Auf regenerative Energien setzte Thomas Brett schon im Jahr 2008 und stattete die kompletten Dachflächen seines Firmengebäudes mit Solarmodulen aus. Die Schreinerei war 1997 aus Nürnberg in das Industriegebiet bei Lauf an der Pegnitz gezogen. Auf einer Fläche von 10 000 m2 entstand ein dreistöckiges Gebäude mit Wohn- und Küchenstudio, dahinter Werkstatt und Lagerflächen auf 2200 m2. Die ebenen bzw. leicht geneigten Dachflächen waren prädestiniert für die Installation von Solarmodulen. Der mit speziellen Dünnschichtmodulen erzeugte Strom würde für die gesamte Fertigung ausreichen. Doch zur Zeit wird der Strom noch in das Netz eingespeist. „Der Engpass waren und sind noch immer die Speichermedien. Die Technik ist noch in den Kinderschuhen. Wirklich leistungsfähige Stromspeicher sind heute noch nicht rentabel. Deshalb ist es für uns aktuell wirtschaftlicher, den Strom einzuspeisen.“

Energie sparen mit modernen Maschinen

Das Thema Akku ist auch der Grund, weshalb Thomas Brett mit der Umstellung auf E-Transporter noch warten will. „Wenn meine Mitarbeiter an einem kalten Wintertag 50 bis 70 km auf eine Baustelle fahren und der Transporter den ganzen Tag in der Kälte steht, muss gewährleistet sein, dass sie abends wieder zurückkommen“, so Thomas Brett. „Für gewichtige Montagefahrzeuge ist die E-Technik noch nicht weit genug.“ Doch der Schreinermeister sieht die Entwicklung auf einem guten Weg: „In zwei Jahren wird es wohl auch einfach zu konfigurierende Gesamtpakete für Handwerker geben, mit denen sich auch werkstatteigene Ladestationen installieren lassen.“

Bis es so weit ist, konzentriert sich Brett auf die Energieeinsparung in der Fertigung. Bei der Planung von Neuanschaffungen wird ein Energieberater hinzugezogen. Alle zwei bis drei Jahre ist das der Fall. Dieser nimmt dann den Status quo unter die Lupe und unterbreitet Vorschläge. „Querschnittstechnologien“ lautet das Zauberwort. Gemeint sind radikale Produktinnovationen, die gerade in der Fertigungstechnik neue Impulse setzen. Dazu gehören neben Robotik, Sensorik und Signalverarbeitungssoftware natürlich auch Techniken zur Erhöhung der Energieeffizienz. „Mit moderner Maschinentechnik ist es heute möglich, 30 % weniger Strom zu verbrauchen bei gleicher Leistung.“ Das wird auch von der BAFA gefördert, dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, denn: „Nachhaltigkeit bedeutet auch, wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen zu treffen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Mit den Fördertöpfen kennt sich der Energieberater aus. Selbst die Beratung wird gefördert. Bis zu 30 % Förderung sind drin. Doch Thomas Brett versucht, auch selbst immer auf dem Laufenden zu bleiben. Gar nicht einfach, bei solch einem komplexen Thema. Denn: „Manches ist nur auf den ersten Blick nachhaltig“, weiß der Schreinermeister inzwischen.

Zuschüsse sind ein Impulsgeber

Die Brikettieranlage für die Holzabfälle wurde vor sieben Jahren installiert, Filteranlage inklusive. Damit können Holzreste rückstandslos für die Energiegewinnung genutzt und die gesamten Betriebsräume geheizt werden. Über einen Wärmetauscher wird die gefilterte, warme Luft zurückgeführt. Auch der Spritzraum wurde mit Zuluftdecke und einer Wärmerückgewinnung ausgestattet, sodass auch hier möglichst wenig wertvolle Energie verloren geht.

Zudem ist Druckluft ein großer Energieräuber. Benötigt wird sie beispielsweise an der Kantenanleimmaschine, die mit einem Airtec-Nullfugenaggregat ausgestattet ist. Deshalb wurde vor zwei Jahren ein neuer Druckluftkessel von Kaeser mit nachgehängtem, integriertem Pufferspeicher angeschafft. Nun sei der Druckabfall nicht mehr so groß und es werde Energie eingespart.

Die Beleuchtung soll im kommenden Jahr auf LED umgerüstet werden – das ist fest eingeplant. Auch hier lassen sich 40 % Energie einsparen. Auch hier gibt es Fördergelder. Zwei Jahre später wird sich die Investition schon amortisiert haben. „Zuschüsse sind auch ein Impulsgeber.“ Oftmals beträgt der Zuschuss für Investitionen 30 %.

Wenn es um die Automatisierung und Technisierung in der Fertigung geht, setzt Brett auf „meine Jungs“. Er lacht und gibt zu: „Viele meiner Mitarbeiter sind ,Digital Natives‘. Die sind viel tiefer in der Materie als ich.“ Ein fünfter Hallenkörper wurde hinten angebaut, um die vollautomatische Formatierungsanlage mit dem Flächenlager Optimat TLF 211 von Homag unterzubringen. Durch die Anlage wurde auch der Verschnitt weiter reduziert. Die Folge: weniger Abfall. Die horizontale Plattensäge ist eine HPP 300 Profiline von Holzma, die CNC-Maschine eine Homag Venture 316 M. Die Daten laufen von der CAD-Planung in Imos papierlos in die Fertigung. „Man kann nur wirtschaftlich bleiben, wenn man automatisiert.“

Bereit für die Zukunft

Für Thomas Brett ist all das auch eine Frage der Zukunftsfähigkeit. Sein Vater hat den Betrieb 1978 gegründet und aufgebaut. 1997 stieg Thomas Brett als Geschäftsführer mit ein und verhalf dem Unternehmen zu weiterem Aufschwung. Seine Schwester Sabine organisiert im Bereich Verwaltung und Buchhaltung. Ein klassischer Familienbetrieb also.

Das Unternehmen bietet hochwertigen Möbel- und Innenausbau für private und gewerbliche Kunden. Im Fokus stehen dabei umfassende Konzepte und ganzheitliche Lösungen, gerne auch gewerkeübergreifende Sanierung. „Wir versuchen, den Kunden auch Richtung Nachhaltigkeit zu beraten.“ Brett arbeitet dafür mit anderen Gewerken zusammen und übernimmt die Koordination derselben. „Das wird von den Kunden gerne angenommen, da diese Aufgabe für Laien meist zu komplex ist.“ Um die ganzheitliche Beratung noch praxisnäher zu gestalten, hat Brett ein denkmalgeschütztes Haus in der Altstadt von Lauf gekauft und vom Keller bis unters Dach komplett saniert. Wärmedämmung, Fenster, Fußböden und Dach inklusive. Natürlich kommt der Innenausbau dabei nicht zu kurz. Doch auch im Wohn- und Küchenstudio am Stammsitz kann sich der Kunde ein Bild von den Möglichkeiten zeitgemäßer Einrichtungen machen. Brett ist langjähriger Stützpunkthändler von „Team 7“, Hersteller von ökologischen Massivholzmöbeln. Auch das ist ein Statement. Geölte Oberflächen sind natürlich auch im Angebot, wenn es gewünscht ist und Sinn macht. Verarbeitet werden möglichst einheimische Hölzer. Im angeschlossenen Konzeptstudio warten unzählige Muster und Materialcollagen auf die Interessenten, denn am Anfang steht immer eine umfassende Beratung. Mehrere Einrichtungsberater und Planer sowie eine Innenarchitektin gehören schon seit vielen Jahren mit zum Team.

Der Nachwuchs steht in den Startlöchern

Nachhaltigkeit und Langlebigkeit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit – Thomas Brett ist überzeugt, die richtige Richtung eingeschlagen zu haben: „Ich habe einen Beruf, den ich mit Leidenschaft ausübe. Ich freue mich zu sehen, wie sich das Unternehmen entwickelt hat. Dass ich Entscheidungen getroffen habe, die Früchte tragen, erfüllt mich mit Stolz.“ Und es besteht Hoffnung, dass seine Kinder einmal in seine Fußstapfen treten: „Ich habe Nachwuchs, der Interesse hat.“ Das wäre dann die dritte Generation.

Brett Einrichtung GmbH

91207 Lauf-Wetzendorf

www.brett-einrichtung.de


 Schreiner-Innung Mittelfranken-Mitte

89 Mal um die Erde: Schreiner sparen 783 t CO2 ein

Schreiner haben ein grünes Herz und sind Vorreiter der Energiewende. Das hat Claus Fleischmann, Obermeister der Schreiner-Innung Mittelfranken-Mitte, jetzt auch schwarz auf weiß: Eine Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben im Raum Fürth und Nürnberg ergab, dass viele längst auf Maßnahmen von Ökostrom bis Hackschnitzelheizung setzen. Die CO2-Einsparung summiert sich allein bei den 27 Schreinereien, die teilnahmen (von 82 Innungsbetrieben insgesamt), auf 783,01 t pro Jahr. Das entspricht dem Ausstoß eines VW T6 Multivan TDI auf einer Fahrstrecke von 3 559 145 km – umgerechnet wären das 88,98 Erdumrundungen am Äquator.

Um die „sportlichen“ Ziele des neuen Klimaschutzgesetzes (65 % CO2-Reduzierung bis 2030) zu erfüllen, heiße es „Gas geben“. Sie seien nur mit dem Einsatz von praxistauglichen Technologien zu schaffen. Wie die aussehen können, zeigte die von der Handwerkskammer für Mittelfranken ausgewertete Umfrage: Photovoltaik-Anlagen, Sonnenkollektoren, Heizungen mit Stückgut, Hackschnitzeln oder Pellets, Wärmedämmung, Ökostrom, Wärmerückgewinnung, Elektro-Fahrzeuge, LED-Leuchten, Online-Rechnungen … jeder Betrieb setzt unterschiedliche Nachhaltigkeits-Schwerpunkte. Zudem haben sich die Schreiner an der Aktion „Das Handwerk forstet auf“ beteiligt und auch auf Betriebsgrundstücken und anderswo Bäume gepflanzt.

„Das Schreinerhandwerk in Mittelfranken ist sehr ökologisch aufgestellt“, bilanzierte Wilhelm Scheuerlein, Energie- und Umweltschutzberater der Handwerkskammer. Das verwundere nicht, denn schon durch regionalen Rohstoffbezug aus Franken und Bayern und kurze Transportwege zum Kunden stehe es für Nachhaltigkeit. Und gerade die Vielfalt der Einzelmaßnahmen zeige: „Das Schreinerhandwerk hat den Ruf der Zeit erkannt.“

„Tue Gutes und rede darüber“ sieht Obermeister Fleischmann als wichtigen Impuls für das Schreinerhandwerk und seine Kundenbindung. Er will die Umweltleistungen der Schreinerbetriebe stärker sichtbar machen. (ra)


BM-Redakteurin Regina Adamczak

Das hatte ich noch nie gehört

Unterwegs im Förderdschungel

Querschnittstechnologien, Bafa … mir schwirrte schon ein bisschen der Kopf, als mir Schreinermeister Thomas Brett von all den Fördermöglichkeiten erzählte. Nie gehört, musste ich zu meiner Schande gestehen, und habe erst mal gegoogelt: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zählt zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Hier lese ich: „Die erfolgreiche ,Bundesförderung für Energieeffizienz in der Wirtschaft‘ (EEW) wird zum 1. November 2021 um neue Fördermöglichkeiten für Ressourceneffizienz und Transformationskonzepte ergänzt.“ Dazu gehören auch „Querschnittstechnologien“, also z. B. hocheffiziente Aggregate, elektrische Motoren und Antriebe, Drucklufterzeuger oder Wärmeübertrager. Sollten diese den technischen Mindestanforderungen genügen, gibt’s dafür auch einen zinsgünstigen Kredit mit Tilgungszuschuss bei der KfW.

Ich finde auch einen „Förderwegweiser Energieeffizienz“. „Welches Förderangebot passt am besten zu Ihrem Vorhaben? Finden Sie es in wenigen Klicks heraus“, lockt es. „Nie war es einfacher, eine Förderung für energieeffiziente Gebäude zu bekommen“, behauptet das BAFA. Na, hoffentlich …

www.bafa.de

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