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Schreinerei mit Herz

Brammertz setzt in vielen Bereichen Maßstäbe
Schreinerei mit Herz

„Den Menschen und den Mitarbeiter zu verstehen ist die Währung des 21. Jahrhunderts“, sagt Eduard Brammertz. Der Tischlermeister führt mit seinem Sohn Max ein vielfach ausgezeichnetes Familienunternehmen, das neben hoher Produktqualität auch durch seine Unternehmensführung auffällt. Neben der Holzfensterproduktion wollte BM auch wissen, was „HERZ“ für das Unternehmen bedeutet.

Camillo Kluge

Vor über 100 Jahren wurde die Schreinerei Brammertz in Aachen-Kornelimünster gegründet. Waren es einst Dinge des alltäglichen Wohnens, die Firmengründer Josef Brammertz fertigte, stellen Eduard und Max Brammertz, die das Unternehmen in dritter und vierter Generation führen, heute hochwertige Produkte für den Innenausbau, Treppen, Türen und Holzfenster her. Was sich jedoch im Laufe der Generationen nicht verändert hat, ist neben der Qualität der Produkte die Unternehmensphilosophie: Mittelpunkt und Maßstab der Arbeit ist immer der Mensch.

Da am Stammsitz nicht mehr genug Platz war, um neben Treppen auch noch rund 2000 Holzfenster und etwa 60 Haustüren pro Jahr herzustellen, wurde keine fünf Autominuten entfernt ein zweiter Standort aufgebaut. Hier wurde die Fenster- und Türenproduktion eingerichtet sowie ein Showroom, im dem Besucher einen ersten Eindruck von den Fenstern und Türen bekommen.

Holzauswahl ist entscheidend

„Aufgrund der Haltbarkeit und Qualität verwenden wir hauptsächlich Eichenholz, Meranti oder Eukalyptus“, sagt Max Brammertz, der sich vorrangig um den Fensterbau kümmert. Dabei wird bei der Auswahl des Holzes darauf geachtet, dass das Gewicht nicht unter 450 kg/m³ liegt, bei Eichenholz sogar bei 650 kg. Für Holz-Alu-Fenster wird auch Fichte oder Lärche eingesetzt, also dort, wo keine Feuchtigkeit an das Holz gelangt.

Fertigungstechnik auf neuestem Stand

Herzstück der Fensterproduktion ist ein CNC-Bearbeitungszentrum von Homag, der Power Profiler 2. „Dafür haben wir ca. 90 Werkzeuge“, erklärt Max Brammertz. Die Maschine fräst, sägt oder schneidet Teilstücke für die Fertigung. Ein wichtiger Bestandteil im Maschinenpark ist auch der Powermat von Weinig. „Das Gerät verfügt über sechs Wellen und fährt diverse Profile, insbesondere für Leisten.“ Eine Breitbandschleifmaschine von Kündig mit 1600 mm Breite und ein Powerdrill-Bearbeitungszentrum für Taschenfräsungen ergänzen den modernen Maschinenpark.

„Wir haben unsere Profile selbst entwickelt. Als wir die Maschine 2011 angeschafft haben, war das der Anlass, unser System noch einmal zu optimieren, auch hinsichtlich der Energieeinsparverordnung. Das Beste, was wir aus 100 Jahren Holzfensterbau an Erfahrung haben und kennen, haben wir so in das Profil einfließen lassen“, schildert Max Brammertz.

Konstruktive Details mit Pfiff

Das Unternehmen hat bspw. die Brüstung, also die Verbindung zwischen Querholz und senkrechtem Holz, optimiert. Während bei den meisten Mitbewerbern laut Max Brammertz dort eine V-Fuge bleibt, hat Brammertz die Brüstung geschlossen. „Das ist nicht nur optisch schöner, insbesondere auf der Außenseite kann keine Feuchtigkeit eindringen. Da wird bei offener Fuge sonst schon einmal Kapillar-Wasser angezogen“, schildert Max Brammertz.

Die geschlossene Brüstung bedeutet für den Fensterbauer mehr Aufwand. Alles muss perfekt geschliffen werden und die Werkzeugabstimmung muss höchst präzise sein. „Das können wir mit der Breitbandschleifmaschine leisten. Das ist ein Arbeitsgang, den die meisten anderen Firmen nicht machen. Wir schleifen Toleranzen bis auf null weg, um die geschlossene Brüstung so perfekt hinzubekommen“, sagt Max Brammertz.

Die Qualität des Holzes beeinflusst auch das Stehvermögen. „Wir nutzen mehrschichtverleimtes Holz, damit es sich nicht verzieht“, erklärt Eduard Brammertz. „In der höchsten Güte bei überhohen Fenstern, die außerhalb der normalen Kantenlänge der Technik von uns gebaut werden, werden 5-mm-Karboneinlagen verwendet. Damit sind die Architekten freier in der Planung, weil wir über dieses Grenzwertmaß hinaus bauen“, ergänzt sein Sohn.

Auch Sicherheit ist ein wichtiges Thema. Bei Haustüren ist RC2 nahezu Standard und auch bei Fenstern werden häufig hohe Sicherheitsstufen ausgeliefert. Dabei sorgt der Familienbetrieb durch umlaufendes Kleben der Glasscheibe für zusätzliche Sicherheit. „Bei ganz großen Elementen habe ich durch das Kleben zudem eine statische Verbesserung“, erklärt Max Brammertz. „Wenn man einen großen Holzrahmen mit schmalem Profil hat, kann irgendwann der Rahmen die Scheibe nicht mehr halten, sondern die Scheibe hält den Rahmen.

Gelebte Mitarbeiter-Leidenschaft

Für die hohe Qualität der Produkte sorgen die Mitarbeiter, die höchste Wertschätzung genießen, denn hier steht „HERZ“ für die Unternehmenswerte: Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Respekt & Achtung und Zuverlässigkeit. Danach begegnen sich nicht nur die Mitarbeiter untereinander, auch beim Kunden wird entsprechend aufgetreten. „Das führt zu einer hohen Identifikation mit dem Betrieb, was wiederum Leistungsbereitschaft erzeugt“, erklärt Eduard Brammertz, der einst den Wandel vom patriarchalischen Führungsstil seines Vaters einleitete. Längst agiert die Geschäftsführung transparent, nimmt die Mitarbeiter mit und überzeugt statt zu befehlen.

Ein weiterer Faktor für den Erfolg des Unternehmens sind die Tandems. „Gute Mitarbeiter, die älter werden, haben mit Gewichten oder Gerüsten ihre Schwierigkeiten. Da machen die jungen Menschen, Lehrlinge und Gesellen, einem was vor. Zudem hatten wir festgestellt, dass der Wissenstransfer von den älteren Mitarbeitern zu den jungen gefördert wird, indem man Tandems bildet“, erklärt Eduard Brammertz. „So haben wir zu jedem älteren einen jungen Mitarbeiter gestellt, der die körperlich schwierigen Sachen mühelos stemmt. Dadurch, dass die beiden so eng zusammenarbeiten, findet ganz automatisch auch der Wissenstransfer statt.“

Die Zukunft digital gestalten

Für die Digitalisierung hat Brammertz bereits einen Preis erhalten. „Den gab es, weil wir es geschafft haben, die komplette Auftragsabwicklung digital zu bewältigen. Es gibt keinen Auftrag mehr, zu dem es eine Papierakte gibt“, schildert Max Brammertz. „Ein Vorteil ist, dass wir die Kunden- und Auftragsdaten auf dem Tablet oder auf dem Handy immer dabeihaben. Auch bei Projekten, die beide Standorte betreffen, bei denen wir also sowohl Innenausbau als auch Fenster liefern, brauchen keine Ordner mehr hin- und hergefahren werden. Jetzt arbeiten alle am gleichen Ordner zur gleichen Zeit. Damit gehen keine Informationen verloren, Prozesse sind nachvollziehbar. Was mir wichtig war, ist dennoch mit dem Stift zu arbeiten. Auf dem Tablet können wir zeichnen, machen auch die Aufmaße mit dem Stift. So kann der Nutzer die Vorteile der Digitalisierung mit den Vorteilen von Papier und Stift verknüpfen.“

„Gerade sind wir dabei, ein Unternehmens-Wiki zu entwickeln. Das ganze Wissen und insbesondere das Spezialwissen, das jeder Mitarbeiter hat, wird zentral auf einer Plattform abgelegt. Da hat jeder unserer Mitarbeiter Zugriff drauf, kann es abrufen, aber auch ergänzen. Wenn mal ein Mitarbeiter ausfällt, ist sein Wissen über eine Volltextsuche abrufbar“, schildert Max Brammertz.

Smarter Zutritt und Aufmaß per 3D-Laser

Auch was smarte Lösungen angeht, bietet Brammertz die komplette Bandbreite. „Technisch bauen wir eigentlich alles ein, was geht. Ob das Fingerprint bei der Haustür ist, motorische Schlösser, kontaktlose Überträger, Glasbruchsensoren oder direkt das Alarmglas“, erzählt der Junior-Chef weiter. Anbindungen an BUS-Systeme oder Systeme mit Steuerung werden meist mit Partnern bearbeitet.

Zukunftsweisend ist das Aufmaß per 3D-Laser. Recht problemlos konnte mit diesem Hilfsmittel z. B. eine Fassade in Aachen mit geschwungenen Elementen, die rekonstruiert werden mussten, ausgemessen werden. Diese Elemente waren nicht einfach über Radius oder sonst etwas, was eine normale Software zur Verfügung stellt, zu berechnen. Alles waren Sonderteile. Früher wäre für jedes Fenster eine Schablone und daraus wieder ein Fräsmodell erstellt worden, man hätte nachfräsen müssen und vieles mehr. Extrem aufwendig. Mit dem Laser wurde ein Punktwolken-Aufmaß gemacht, und mithilfe der so erzeugten Daten kann dann die Programmierung der Maschine vorgenommen werden. „Das verlagert die Arbeitsvorbereitung“, sagt Max Brammertz, „aber ich weiß, es funktioniert am Ende. Das war mit den Modellen früher nicht immer unbedingt so.“

Die Schreinerei Brammertz ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass sich traditionelle Handwerkskunst und Digitalisierung nicht ausschließen, und „HERZ“ ein wesentliches Element für Erfolg ist.


Schreinerei Brammertz Erfolgsliste

Zahlreiche Auszeichnungen

  • 1. Platz Alfred-Jacobi-Preis 2017 für Digitalisierung
  • 1. Platz Alfred-Jacobi-Preis 2017 für Zukunftsbildung
  • Best of Houzz Award 2017 für Anzahl und Qualität der Kundenbewertungen
  • Fensterbauer des Jahres 2016
  • AARP: Bester Arbeitgeber international für demografie-orientierte Personalpolitik
  • Prof-Adalbert-Seifriz-Preis für erfolgreiche Kooperation zwischen Handwerk und Wissenschaft 2012
  • Goldene Ehrennadel von Tischler NRW
  • Dankesschreiben der Deutschen Akademie in Rom, Villa Massimo

u. v. m.

Brammertz GmbH

52076 Aachen

www.brammertz-schreinerei.de


Der Autor

Camillo F. Kluge hat sich in den vergangenen Jahren als Fachredakteur bei verschiedenen Fachmagazinen in der Branche etabliert. Seit 2018 bietet er seine Fähigkeiten als Journalist auch freiberuflich an.

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