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Sensible Formgebung

Konrad Koppold: Drechsler, Schreiner und Innenarchitekt
Sensible Formgebung

Feines Schnittholz, technisch perfekt heruntergetrocknet und in bester Sortierung beim Holzhändler gekauft, sucht man im Holzlager von Konrad Koppold vergebens. Sein Material ist der Rohstoff Holz im ursprünglichsten Sinne: Wurzelstücke, Astgabeln oder Maserknollen – daraus formt er auf der Drehbank archaisch anmutende Gefäße und Objekte von bezaubernder Schönheit.

Autor: Heinz Fink

I Was dem Schreiner und Tischler seit Jahrhunderten graue Haare wachsen lässt – die Unberechenbarkeit des Quellens und Schwindens von Holz – lässt den Gestalter Konrad Koppold aus Leverkusen kalt. Besser noch: Er nutzt diese Eigenschaft bewusst in der Bearbeitung und Formgebung seiner gedrechselten Gefäße und Objekte. Dabei gehört er nicht zu den Menschen, die sich mit dem „Mut des Unwissenden“ und unter Zuhilfenahme verschiedener spanabnehmender Geräte an die Bearbeitung überdimensionierter Holzrohlinge wagt um aus ihnen „Kunst“ zu machen.

Als Drechsler zwar Autodidakt, kann er doch auf eine fundierte Ausbildung als Schreiner mit anschliessender Gesellenzeit in seinem oberbayrischen Heimatort Brunnen bei Ingolstadt zurückblicken. Seine Herkunft aus einer Landwirtschaft gibt ihm die notwendige Bodenhaftung. Dennoch wollte Koppold diese „Verhaftung im Traditionellen“ nicht zu stark werden lassen und schloß nach dem Fachabitur an der Fachoberschule für Gestaltung gleich noch ein Innenarchitekturstudium in Rosenheim an.
Heute lebt und arbeitet Konrad Koppold mit Frau und zwei Kindern – im Wohnhaus mit angeschlossener Werkstatt – in Leverkusen und ist im Spannungsfeld zwischen seiner freien Arbeit als Drechsler und als freiberuflicher Innenarchitekt tätig.
Festgebissen am Drehrunden
Seine ersten Kontakte mit dem Drechseln hatte er noch während seiner Lehrzeit als Schreiner: Mit 17 kaufte er sich seine erste Drehbank und stellte darauf Vasen, Kerzenständer und kleine Schälchen her. Später auch mal das eine oder andere fehlende Stuhlbein für die Werkstatt – der Drechslerfloh hatte zugebissen.
Dennoch geriet sein Interesse am Drechseln während seiner schulischen Weiterbildung und seines Studiums etwas in den Hintergrund. Zum Glück nicht vollständig: Ein längerer Aufenthalt nach dem Studium in Alaska brachte ihn in Kontakt mit einem Buch des international bekannten Drechslers Tony Boase. Dies war – gepaart mit einem nun erweiterten Horizont in Sachen Gestaltung – die Initialzündung um mit dem Drechseln wieder zu beginnen.
Auf der Suche nach dem idealen Rohling
Seine teils sehr großen Objekte entstehen in der heimischen Werkstatt auf einer stabilen, tonnenschweren Geiger Modelldrehbank. Das Rohmaterial dafür findet er dabei bevorzugt in heimischen Wäldern und Obstgärten. Dort zerlegt er die Stämme auch gleich mithilfe der Kettensäge in transportable Stücke und arbeitet die grobe Form des Objektes – die er stets schon in diesem Stadium vor Augen hat – heraus.
Dabei ist Koppold wichtig, dass nicht er die Form des Objektes bestimmt, sondern der Rohling mit all seinen Fehlern, Aus- und Durchbrüchen, gezeichnet durch den Wechsel der Jahreszeiten und ein langsames Wachstum. „Ich zwinge dem Holz die Objekthaftigkeit nicht auf,“ so der Künstler, „sondern ich hole nur heraus, was ohnehin in ihm steckt.“
In diesem Prozess gestaltet er durch Wegnehmen von Material und die Reduktion der Form aufs Wesentliche archaisch anmutende, dünnwandige und durchbrochene Hohlformen, die gebleicht, geschwärzt oder geölt fast an antike, wieder zusammengesetzte Tongefäße erinnern. Deren haptische Oberflächenanmutung entsteht durch anschließendes Strukturieren mit einer rotierenden Stahlbürste, wobei die weichen Jahrringe ausgearbeitet werden und die harten deutlich fühlbar erhalten bleiben.
Den letzten nun folgendenden, entscheidenden Gestaltungprozess hat Koppold allerdings garnicht in der Hand: Durch die Trocknung biegen und verwinden sich die dünnwandigen Objekte, fallen ein und deformieren sich unkontrolliert bis die Ursprungsform der Drehteile nur noch zu erahnen ist – hier arbeitet die ungeliebte Eigenschaft des Schwindens und Quellens nun für den Künstler. I
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