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Viewer, Checker und Projekträume

BIM-Werkzeuge, die Handwerker kennen sollten
Viewer, Checker und Projekträume

BIM ist keine Software, spezielle Software-Werkzeuge setzt die neue Planungsmethode dennoch voraus: BIM-Viewer, Modellchecker oder BIM-Projekträume. Was können sie und wie setzt man sie ein?

Marian Behaneck

Handwerker, die an BIM-Projekten mitarbeiten wollen, müssen sich nicht nur mit einer neuen Planungsmethodik (siehe BM 1/2017: Die Zukunft des Planens und Bauens), sondern auch mit BIM-Planungs-, -Koordinations- und -Kommunikationswerkzeugen vertraut machen. Neben einer BIM-fähigen CAD-Software sind das vor allem BIM-Viewer für die Modellanzeige und -kommentierung, Modell-Checker für die Modellanalyse, Kontrolle und Prüfung sowie BIM-Projekträume für eine kooperative Zusammenarbeit mehrerer Projektpartner an sogenannten OpenBIM-Projekten.

BIM-Viewer: Modelle anzeigen und analysieren

Da an die Stelle von 2D-Zeichnungen 3D-Datenmodelle treten und BIM-Projekte nicht mehr zeichnungs-, sondern modellorientiert entworfen, konstruiert, ausgetauscht, geprüft, kommentiert und geändert werden, braucht man spezielle Anzeigeprogramme. BIM-Viewer wie Bentley Navigator, Ceapoint Desite Share, Solibri Model Viewer, Tekla BIMsight und weitere (siehe Infokasten) dienen dem Betrachten und der Analyse von BIM-Modellen. Dazu werden sie als IFC-Datei oder in anderen Datenformaten importiert und angezeigt. Werden dabei alle Fachmodelle von Architekten, Tragwerks-, Haustechnikplanern und anderen Fachingenieuren zusammengeführt, kann man sie kombiniert in einem Gesamtmodell betrachten – unabhängig davon, in welchem CAD-Programm sie jeweils erstellt wurden. Da die BIM-Modellanzeige auch ohne Originalsoftware funktioniert und die meisten BIM-Viewer einfach bedienbar und kostenfrei sind, können neben Bauherren auch Handwerker in den BIM-Planungsprozess eingebunden werden. Damit lassen sich BIM-Modelle aus verschiedenen Blickwinkeln auf dem PC oder mobil auf dem Tablet betrachten oder virtuell „begehen“, beliebige (Schnitt-)Ansichten erzeugen, Maße prüfen und eventuelle Unstimmigkeiten den Planern melden. Je nach Anbieter verfügen BIM-Viewer zusätzlich über verschiedene nützliche Funktionen, beispielsweise für die Anzeige von Bauteileigenschaften (Bauteilnummer, Material, Abmessungen etc.), für das Filtern der BIM-Daten nach verschiedenen Kriterien oder für die Prüfung auf mögliche Bauteilkollisionen und deren Kommentierung. Verfügt der BIM-Viewer auch über Kontroll- und Kommunikationsfunktionen, lassen sich auch Änderungen verwalten oder Aufgaben zuweisen. Damit unterstützen BIM-Viewer auch die Abstimmung und Kooperation zwischen Projektbeteiligten im Rahmen von OpenBIM-Projekten. Das sind BIM-Projekte, an denen mehrere Projektbeteiligte mit unterschiedlichen Software-Werkzeugen beteiligt sind. Da BIM-Viewer häufig funktional „abgespeckte“ BIM-Modellchecker sind, überschneiden sich die Funktionsumfänge teilweise.

BIM-Checker: Modelle prüfen, kontrollieren …

BIM-Prüfungs- und -Analysewerkzeuge (sogenannte „BIM-Checker“) wie Autodesk Navisworks, Bentley Navigator, Ceapoint Desite MD, Solibri Model Checker und weitere (siehe Infokasten) dienen vor allem dazu, BIM-Fachmodelle – das sind BIM-Modelle von Architekten/Innenarchitekten, Statikern oder Haustechnikern – vor deren Übergabe an Projektbeteiligte zu überprüfen. Mit BIM-Checkern lassen sich 3D-Modelle und Bauteile auf Regelkonformität untersuchen, Räume, Massen und Mengen auswerten oder Kollisions- und Mängelberichte etc. entsprechend zuvor definierter Vorlagen erstellen. Praktisch alles im Modell kann man planungsbegleitend, vor der Massen-/Mengenauswertung oder vor der Übergabe an Planungspartner, manuell oder automatisch überprüfen, z. B. ob die Anzahl der Wandöffnungen mit der Anzahl an Türen und Fenstern übereinstimmt. Werden dabei Fehler entdeckt, können daraus Arbeitsaufträge über das Nachrichtenaustauschformat BCF an die jeweiligen Planungspartner übergeben werden, die diese in ihre Software einlesen und abarbeiten können.

Neben Funktionen zur Modellanalyse und Qualitätsüberprüfung verfügen Modellchecker auch über Kommunikations- und Koordinationsfunktionen, womit sie z. B. die Fachmodellprüfung unterstützen. Dabei werden von unterschiedlichen Fachplanern oder Gewerken stammende BIM-Fachmodelle bei der Zusammenführung zu einem Koordinations- oder Gesamtmodell auf Fehler und Abweichungen überprüft. Da Fachmodelle zur Kontrolle und Abstimmung regelmäßig zusammengeführt werden müssen, sparen Modell-Checker viel Zeit, weil sich manuelle Vergleiche erübrigen.

… und noch vieles mehr!

Kollisionskontrollen sind ein weiterer wichtiger Einsatzbereich von BIM-Modellcheckern: Neben manuellen respektive visuellen Prüfungen auf geometrische Kollisionen von Bauteilen, Bauteilgruppen oder Komponenten sind mit entsprechenden Regelvorgaben auch automatisierte Kollisionsprüfungen möglich. Dabei vom Programm entdeckte Bauteilüberschneidungen lassen sich nach einer zuvor definierten Relevanz kategorisieren. Das vereinfacht die Fehlerbearbeitung vor allem bei großen und komplexen Projekten. Mithilfe logischer Analyseregeln lassen sich Projekte im Rahmen von Mängelprüfungen auch auf mögliche Fehler, wie etwa fehlende Ausbauteile, falsche Mengen oder Maßen, untersuchen. Das hilft, Fehler und teuere Folgekosten schon in der Planungsphase zu vermeiden. Über die Funktion Änderungsverfolgung lassen sich Planungsänderungen am BIM-Modell verwalten und nachverfolgen. Das macht Änderungen transparenter, sorgt für mehr Disziplin bei Planungsbeteiligten und reduziert Fehlerquellen. Wissensbasierte BIM-Modellchecker können noch mehr: Auf Grundlage von 4D- bzw. 5D-BIM-Daten, also der Verknüpfung von 3D-BIM-Modellen mit Terminen oder Kosten, lassen sich mit einigen Modellcheckern auch modellbasierte Kosten- und Terminpläne erstellen. Dabei werden neben der Gebäudestruktur auch die mit den Gebäudebauteilen verknüpften Arbeitsprozesse und Zeitvorgaben sowie die gegenseitigen Abhängigkeiten automatisch ausgewertet. Diese müssen allerdings zuvor in das BIM-Modell eingepflegt werden. BIM-Modellchecker können darüber hinaus auch für Prüfungen auf Normen- und Regelkonformitäten eingesetzt werden. Mithilfe von im Programm integrierten, individuell erweiterbaren, logischen Analyseregeln und Klassifikationen lassen sich Projekte auf beliebige, zuvor definierte Regeln, Vorschriften oder Richtlinien (z. B. aus Bauordnungen, Brandschutzvorschriften usw.) automatisiert überprüfen – bspw. ob wichtige Treppenregeln wie Schrittmaß und Kopffreiheit, ob Brandschutzregeln wie Fluchtwegelängen oder Vorgaben zur Barrierefreiheit wie die Rollstuhlzugänglichkeit von Bädern und WCs eingehalten werden.

OpenBIM-Projekte realisieren

BIM-Projekträume dienen der Kooperation und Information innerhalb geschlossener Benutzergruppen und werden auch als Projektkommunikations- und Management-Systeme (PKMS) oder Internetbasierende Projektmanagement-Systeme (IBPM) bezeichnet. BIM-fähige, bauspezifische Projekträume stellen die Kommunikationsinfrastruktur für OpenBIM-Projekte zur Verfügung. Beispiele sind Allplan BIMPlus, Autodesk BIM 360, Trimble Connect usw. (siehe Infokasten). Erst der Einsatz BIM-fähiger Projekträume ermöglicht es Projektbeteiligten, jederzeit auf alle Informationen und Kommunikationsstrukturen zugreifen zu können, die für OpenBIM-Projekte unerlässlich sind. Dazu stellen BIM-Projekträume 3D-Modelle, aber auch Baupläne, Dokumente, Berechnungen, Bauzeitenpläne, Raumbücher, Ausschreibungen, Protokolle etc. für zugriffsberechtigte Projektbeteiligte zeit-, orts- und plattformunabhängig online bereit.
Darüber hinaus verwalten sie Informationen zu Dokumentinhalten, Dokumentversionen, Benutzern und deren Zugriffsrechten sowie zu Prozessabläufen, etwa zur Korrektur und Freigabe. Projekträume unterstützen damit die kooperative Planung, Realisierung und Dokumentation von Bauvorhaben. Sie ermöglichen einen kontinuierlichen, strukturierten und dokumentierten Informations- und Datenaustausch über den gesamten Projektverlauf. Im Idealfall stellen Projekträume BIM-Modelle für die Projektbeteiligten genau in der Informationstiefe und Auswahl bereit, die sie für die aktuelle Aufgabe benötigen, also beispielsweise für Schreiner/Innenausbauer mit allen Innenwänden, Türen, Fenstern, Treppen etc. Die Bereitstellung von Bauwerksmodelldaten über einen gemeinsam BIM-Projektraum verspricht mehr Planungs-, Termin- und Kostensicherheit. Darüber hinaus lassen sich die während der Planungs- und Bauphase erzeugten Infos und As-Built-Dokumentationen auch für die spätere Bewirtschaftung nutzen. BIM-Projekträume kommen deshalb bei nahezu allen größeren Hoch- und Tiefbauprojekten zum Einsatz und werden zunehmend auch bei kleinen und mittleren Projektgrößen Standard. Immer mehr Projekträume stellen Funktionen von BIM-Viewern und BIM-Modellcheckern bereit. Mit integrierten, per Web-Browser aufrufbaren BIM-Viewern können zugriffsberechtigte Teilnehmer Fachmodelle zusammenführen, um sie zu analysieren, zu prüfen, zu kommentieren und an Projektbeteiligte als BCF-Nachricht weiterzuleiten. Über eine modellorientierte Verortung von Baumängeln können bei Bauabnahmen Mängel digital aufgenommen und mit einer IFC-Datei gekoppelt oder direkt vor Ort auf der Baustelle im BIM-Viewer erfasst und dem hinterlegten 3D-Modell zugeordnet werden. Da über den Projektraum alle ausführenden Gewerke darauf zugreifen und den Bearbeitungsstatus rückmelden können, sind bauleitende Planer in der Lage, sich schell eine Übersicht über den aktuellen Bearbeitungsstand zu verschaffen.

BIM-Werkzeuge: Diese sollte man kennen

BIM-fähige CAD-Programme sind für eine Zusammenführung von BIM-Modellen aus verschiedenen Quellen oder für eine Überprüfung und Auswertung nach beliebigen Kriterien weder geeignet noch konzipiert. Deshalb kommt man um die Anschaffung eines BIM-Modellcheckers nicht herum. Die 1000 bis 3500 Euro und mehr sind aber gut investiert – schließlich lassen sich Fehler und Kollisionen einfacher und kostengünstiger beheben, je früher man sie erkennt. Projekträume sind unverzichtbarer Bestandteil von Big-BIM-/OpenBIM-Projekten und werden sich noch breiter als Standardwerkzeuge im Rahmen kooperativer BIM-Planungen etablieren. Wichtig ist allerdings eine möglichst enge Integration der neuen Werkzeuge in vorhandene Programme und Prozesse. Nur so ist ein flüssiger Workflow möglich, der es Planern, Handwerkern und Bauherren erlaubt, BIM-Projekte gemeinsam und rationell realisieren zu können.


BIM-Modelle anzeigen und analysieren

Produkte und Anbieter

BIM-Viewer/-Checker

Allplan BIM+ Viewer (www.allplan.com)
Autodesk Navisworks (www.autodesk.de)
Bentley Navigator (www.bentley.com)
BIM Vision (www.bimvision.eu)
BRZ-Desite (www.brz.eu)
Desite MD/Share (www.ceapoint.com)
Tekla BIM-Sight (www.teklabimsight.com)
Solibri Model Checker/Viewer (www.solibri.com/de),
weitere: www.buildingsmart.de/kos/WNetz?art=Compilation.show&id=31

BIM-Projekträume

Aconex Connected BIM
(www.conject.com/de)
Allplan BIMPlus (www.allplan.de)
Autodesk BIM 360 (www.autodesk.de)
Awaro (www.awaro.com)
Bentley Projectwise (www.bentley.de)
BRZ-Project-Connect (www.brz.eu) Newforma Building Info Management (www.newforma.com)
PMG Projektraum (www.pmgnet.de) think project! BIM Collaboration
(www.thinkproject.com)
Trimble Connect (www.trimble.de)

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit


Der Autor

Dipl.-Ing. Marian Behaneck ist freier Journalist mit den Schwerpunkten Software, Hardware und IT im Baubereich.

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