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Entwurfsstrategie

Design Thinking im Tischlermeisterkurs
Entwurfsstrategie

Gutes Design basiert in den seltensten Fällen auf dem sprichwörtlichen Geistesblitz, sondern ist das Ergebnis harter Arbeit und einer strukturierten Entwurfsmethodik. In Hannover haben sich Meisterschüler unter fachlicher Anleitung mit der Methode des Design Thinking im Team an den Entwurf ihrer Meisterstücke gemacht.

Rainer Kemner

Bereits zum zweiten Mal traf sich ein Meistervorbereitungskurs der Handwerkskammer im hannoverschen „Hafven“ (siehe auch BM 07/19, S. 58 ff.), um sich abseits der gewohnten Lernumgebung vom dortigen Makerspace, FabLab und Coworking inspirieren zu lassen. Neben 3D-Drucker, Laser-Cutter und Schweißtisch findet sich auch eine komplett eingerichtete Tischlerwerkstatt, die spontan von drei Meisterschülern für den Bau ihrer Meisterstücke angemietet wurde.

Beim ersten Besuch der vorherigen Meisterklasse ging es um zukünftige Geschäftsmodelle im Tischler- und Schreinerhandwerk nach dem St. Gallener Business Model Navigator. Dieses Mal stand das geplante Meisterstück im Fokus. Dabei wurden einzelne Bausteine und Methoden des Design Thinking angewendet, um neue Ideen zu finden oder bereits vorhandene Entwürfe gemeinsam weiterzuentwickeln.

Geordnete Herangehensweise

Zu Beginn des Design-Thinking-Prozesses geht es darum, Empathie mit dem Nutzer zu entwickeln, sich in dessen Leben hineinzuversetzen und die Bedürfnisse, Schwierigkeiten sowie Stolperfallen des alltäglichen Lebens zu verstehen. Anschließend werden in drei Schritten möglichst viele Lösungsvorschläge gesammelt, bis schließlich mit einer Idee ein erster Prototyp gebaut und getestet wird. Dieser stellt zwangsläufig noch nicht die perfekte Lösung dar, aber er dient dazu, den zukünftigen Nutzer mit ihm interagieren zu lassen, woraus sich weitere Verbesserungsvorschläge, Überarbeitungen und Ergänzungen ableiten.

„Fehler“ beim Prototypen sind also willkommen, weil mit ihnen die ursprüngliche Idee verbessert wird. Allerdings setzt das eine vollkommen neue „Lernkultur“ voraus, die dem deutschen (Schul-)System diametral entgegensteht: Wird dort der Fehler bestraft, ist er hier Notwendigkeit und Chance, um dazuzulernen.

Strukturen neu denken

Drei Elemente einer gemeinschaftlichen Arbeits- und Denkkultur

  • People (Handelnde): Innovation und Antworten auf komplexe Fragestellungen entstehen am besten in einem Team. Statt Konkurrenzdenken fördert eine Vertrauenskultur die Entwicklung innovativer Ideen.
  • Place (Umgebung): Ideen entfalten sich am besten in einer freien und flexiblen Arbeitsumgebung. Dazu gehören flexible Möbel, Platz für Präsentationen und Materialien zur Gestaltung von Ideen und Prototypen.
  • Process: Der Design-Thinking-Prozess führt Teams in iterativen (sich bei Bedarf wiederholenden) Schleifen durch sechs Arbeitsphasen, die mittels unterschiedlicher Kreativitätsmethoden gestaltet werden. Der gesamte Zyklus kann innerhalb eines Tages oder – je nach Thema und Projekt – in mehreren Wochen und Monaten durchlaufen werden.

Design Thinking als Entwurfsstrategie

Design Thinking dient als ein großer bunter Baukasten mit vielen unterschiedlichen Kreativitätsmethoden, die den Nutzer und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen und mit deren Hilfe innovative Lösungen, Produkte, neue Strategien oder ganze Geschäftsmodelle entwickelt werden.

Mit Unterstützung durch Günther Schmidt, dem zuständigen Dozenten für Entwurf, führte Rainer Kemner die Gruppe durch drei intensive und zeitlich streng getaktete Arbeitsphasen. Beginnend mit einem Partnerinterview, das dazu diente die Nutzerbedürfnisse kennenzulernen über ein gemeinschaftliches Brainstorming, bei dem in Vierergruppen jeweils die Idee bzw. der Entwurf des Vorgängers reihum weiterentwickelt wurde, bis hin zur Präsentation eines (vorläufigen) finalen Konzeptes.

Das Fazit der Meisterschüler nach dem Kurs: „Unbedingt wiederholen und das am besten sofort am zweiten Tag des Meisterkurses!“ Die Handwerkskammer Hannover, der Verband des Tischlerhandwerks Niedersachsen-Bremen und das iBAT, als gemeinsame Organisatoren des Meisterkurses, wollen auf jeden Fall dranbleiben und neue Methoden des Lehrens und Lernens in ihre Vorbereitungslehrgänge integrieren.


Hintergrund

  • Im Jahr 1991 gründeten David Kelley, Bill Moggridge und Mike Nuttall das Design- und Kreativ-Beratungsunternehmen IDEO in Palo Alto.
  • Durch die gemeinsame Initiative von Hasso Plattner (SAP) und IDEO wurde 2005 an der Stanford University die „d.school” ins Leben gerufen, um Studenten das „Design Thinking” als Methode zu lehren und um es gemeinsam anhand konkreter Projekte und Aufgaben (sogenannte Design Challenges) einzuüben.
  • 2007 schwappte schließlich die „Design Thinking“-Welle endgültig nach Deutschland herüber, indem am privaten Hasso-Plattner-Institut in Potsdam die deutsche „HPI School of Design Thinking“ eingerichtet wurde. Dort werden nicht nur Studenten, sondern auch externe Teilnehmer in diesem Denkansatz geschult.

www.ideo.com

www.hpi.de

www.launchlabs.de

www.hafven.de

www.hwk-hannover.de/fbz-garbsen

www.tischlernord.de

www.ibat-hannover.de


Der Autor

Rainer Kemner hat zum 1.1.2019 ein eigenes Ingenieurbüro gegründet, berät das Tischler- und Schreinerhandwerk zur Prozessoptimierung, unterrichtet an Meister- und Technikerschulen und ist als Autor für BM aktiv.

www.rainerkemner.de

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