Die meisten Probleme ergeben sich in der Bauanschlussfuge zwischen Fensterrahmen und Wand. Entweder ist diese über- oder unterdimensioniert, die Laibungen uneben oder das Abdichtungssystem falsch ausgewählt, bzw. angewendet. Im RAL-Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Türen sind alle zu beachtenden Details, wie z. B. die erforderlichen Mindestfugenbreiten, ausführlich definiert.
Je nach Material des Fensterrahmens und Art des Anschlags (stumpf oder Innenanschlag) sind Mindestfugenbreiten von 10 bis 15 mm erforderlich. Von einer höheren Materialausdehnung ist grundsätzlich bei Rahmen aus dunklem PVC oder PMMA auszugehen. Bei diesem Material ist bei Elementlängen bis 4,50 m sogar eine Fugenbreite von bis zu 36 mm erforderlich. Bei der Fugentiefe kann man als Faustformel die Hälfte der erforderlichen Fugenbreite zugrunde legen. Hier ist der Abstand bis zum Schaum oder Kompriband maßgeblich.
Fehler in der Funktionsebene
Da es sich bei der Fuge zwischen Mauerwerk und Fensterrahmen um eine Bewegungsfuge handelt, müssen die eingesetzten Dichtstoffe in der Lage sein, diese Bewegungen aufzunehmen. Zahlreiche Hersteller wie Soudal bieten dazu unterschiedliche, aufeinander abgestimmte Systeme an, die in der Funktionsebene wahlweise auf Kompribändern oder einem sehr flexiblen PU-Fensterschaum basieren. Wird zur Füllung der Fuge in der Funktionsebene ein PU-Schaum eingesetzt, so ist darauf zu achten, dass dieser nur bei ausreichender Luftfeuchtigkeit seine volle Funktionsfähigkeit erzielt. Auf eine ausreichende Befeuchtung des Untergrundes und der Schaumoberfläche mit einer Wassersprühflasche ist daher zu achten. Geschieht dies nicht, können die Wärme- und Schalldämmeigenschaften sowie die Bewegungsaufnahme und Rückstellungsvermögen des Fensterschaums eingeschränkt sein.
Beim Einsatz von Kompribändern in der Funktionsebene ist es wichtig, auf die passenden Ausdehnungsmaße zu achten. Auch wenn sich die Bänder in der Fuge prinzipiell weiter als angegeben ausdehnen können, besteht die Gefahr, dass die Oberflächenbeschichtung Risse bekommt und auch hier die Funktionsfähigkeit eingeschränkt wird.
Problematische Laibungen
Insbesondere bei Sanierungen ist die Beschaffenheit der Fensterlaibungen für die Montage neuer Fensterrahmen nicht immer optimal. Werden Unebenheiten oder sogar größere Wandausbrüche nicht mit einem Glattstrich ausgeglichen, wie laut RAL-Richtlinie gefordert, besteht das Risiko mangelnder Haftung, was zu Undichtheit und Wärmebrücken führen kann. Die Laibung sollte darüber hinaus staub-, schmutz- und fettfrei sein, was insbesondere für die Verklebung von Dichtfolien wichtig ist. Stark saugende Untergründe, wie z. B. Porenbeton sollten mit einem Primer vorbehandelt werden. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die saubere Ausbildung der Ecken, denn die erweisen sich oft als Schwachstelle. Hier bieten sich streich- oder spritzbare Dichtpasten als Problemlöser an. Im Vergleich zu Klebefolien lassen sie sich flexibler einsetzen, haften auf nahezu allen Untergründen und dichten auch unregelmäßige Flächen, Stöße und Überlappungen ab.
Fehler bei der Abdichtung
Tauchen in der Abdichtung der Bauanschlussfuge Risse auf, so kann das vielfältige Ursachen haben. Oftmals ist der falsche Dichtstoff zum Einsatz gekommen. Der RAL-Leitfaden empfiehlt für die Außenseite einen Dichtstoff mit einer zulässigen Gesamtverformung von 25 % und für die Raumseite von 15 %. Während im Innenbereich die Abdichtung mit einem Acrylat empfehlenswert ist, sollte im Außenbereich aufgrund der Flexibilität auf ein Silikon oder Hybrid-Polymer zurückgegriffen werden. Kommt es trotzdem zur Rissbildung, kann dies an einer möglichen Dreiflankenhaftung liegen. In diesem Fall haftet der Dichtstoff neben Rahmen und Mauerwerk auch an der Füllung in der Funktionsebene, was zu Querspannungen und infolgedessen zu Rissen führt. Mit einer Rundschnur, die einseitig vor das Kompriband oder den PU-Schaum eingebracht wird, kann eine Dreiflankenhaftung vermieden werden.
Praxistipps in Folge
Oftmals sind es nur Kleinigkeiten, deren Nichtbeachtung aber zu schwerwiegenden Mängeln führen kann. In den nächsten Ausgaben wollen wir das Thema weiter vertiefen und in Form von Praxistipps aufzeigen, wie sich die häufigsten Fehler bei der Fenster- und Türenmontage sowie im Innenausbau vermeiden lassen. „Keine Einbausituation gleicht der anderen. Mit flexiblen Produkten, die ein breites Spektrum abdecken, ist man daher immer auf der sicheren Seite“, erklärt Rainer Seidel.
Soudal N.V. Deutschland
51371 Leverkusen
Die BM-Serie im Überblick
Praxistipps für die Montage
- Auftakt: Montagefehler und wie man sie vermeiden kann
- Teil 1: So wird Glas richtig verklebt
- Teil 2: Voraussetzungen und Eigenschaften von 1K-PU-Schaum
- Teil 3: Spezielle Schäume und Dichtmittel für Flucht- und Rettungswegtüren
- Teil 4: Klebstoffe in der Holz- und Kunststoffverarbeitung
- Teil 5: Anwendungen von Klebeschäumen im Trockenbau
- Teil 6: Was bedeutet der Sd-Wert und die CE-Kennzeichnung?
- Teil 7: Was ist beim Fenstertausch in der Althausmodernisierung zu beachten?
- Teil 8: Was beinhaltet die RAL-Montage genau?
- Teil 9: Ist die Vorwandmontage energetisch notwendig?
Der Autor
Rainer Seidel ist Anwendungstechniker und Produktentwickler für den Bereich Fenster & Fassade beim Kleb- und Dichtstoffhersteller Soudal. Der Glasermeister hat jahrzehntelange Erfahrung im technischen Vertrieb rund um Glas und Fenster. Er berät und schult bundesweit sowohl Unternehmen als auch Verarbeiter zum Thema Fenster und Fenstermontage.